Sigmar Polke

Produktive Bildstörung. Sigmar Polke und aktuelle künstlerische Positionen
Kunsthalle Düsseldorf

Der Pionier der Bildstörung


Längst leben wir mit dem Bewusstsein, dass wir unseren Augen nicht trauen können und dass Bilder, ob manuell oder technisch hergestellt, die Realität weniger abbilden als sie vielmehr maßgeblich selbst mitgestalten – Übertragungsfehler, Qualitätsverluste, Hacks und andere Störungen inbegriffen. Als Sigmar Polke (geb. 1941 in Oels, Niederschlesien; gest. 2010 in Köln) Anfang der 1960er-Jahre an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, richtete sich sein Interesse schnell auf die massenmedial verbreiteten Bilder seiner Zeit. Das Übertragen und Stören, das Transformieren und Umcodieren dieser Bilder wurden in seinen Rasterbildern zum Motiv und frühen Markenzeichen. Auch für eine gegenwärtige Generation von Kunstschaffenden stellt die Bildstörung einen produktiven Ausgangspunkt dar. Zum 80. Geburtstag von Sigmar Polke realisiert die Anna Polke-Stiftung gemeinsam mit der Kunsthalle Düsseldorf ein Ausstellungsprojekt, kuratiert von Kathrin Barutzki und Nelly Gawellek (beide Anna Polke-Stiftung) mit Gregor Jansen (Kunsthalle Düsseldorf). Unter dem Titel Produktive Bildstörung werden Werke Polkes mit Arbeiten von Kerstin Brätsch, Phoebe Collings-James, Raphael Hefti, Camille Henrot, Trevor Paglen, Seth Price, Max Schulze und Avery Singer zusammengebracht.

Der Katalog erörtert erstmals einen der zentralen Aspekte im Gesamtwerk Polkes und knüpft diesen an die gegenwärtige Kunstproduktion an. Der auf Appropriation und Sampling basierende Umgang mit bereits existierenden Bildern und ihren kulturellen wie politischen Implikationen wird in Texten von Kathrin Barutzki, Katharina Bruns, Nelly Gawellek, Alicia Holthausen, Gregor Jansen, Charlotte Lang, Janice Mitchell und Sophia Stang behandelt. In Gesprächen zwischen Avery Singer und Albert Oehlen sowie Raphael Hefti und Bice Curiger, durch Werkbegegnungen und eigens für das Buch geschaffene Beiträge der teilnehmenden Künstler*innen entsteht ein sich von Polke aus öffnendes Panorama zum Umgang mit den Bild- und Zeit-Kontexten, die unsere Sicht auf die Welt formen.

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