FUNDUS – Schriften zu Kunst-, Kultur- und Philosophiegeschichte

In der FUNDUS-Reihe sind seit 1959 über 150 Bände erschienen. Die traditionsreiche Buchreihe mit Wurzeln in der oppositionellen und intellektuellen Bewegung der DDR umfasst Texte zu Entwicklungen der Kunst und Aspekten der Kunstgeschichte, Kulturtheorie und Philosophie. Auseinandersetzungen zu Gegenwart und Zeitgeschehen der Autor*innen spielen im publizistischen Schwerpunkt der Reihe eine ebenso große Rolle wie Neuauflagen und Editionen grundlegender historischer Schriften.

DIE FUNDUS-BÜCHER – AUCH EINE DDR-GESCHICHTE

Die FUNDUS-Reihe startete 1959 zunächst als Paperback beim Verlag der Kunst in Dresden. Von der Notwendigkeit der Kunst lautet der erste Titel der Reihe, herausgegeben von Ernst Fischer. Angesiedelt im marxistischen und linken Milieu der DDR publizierte Erhard Frommhold entgegen dem massiven parteipolitischen Druck die Reihe bis zur Wende. Ob Frommhold strategisch dachte und hoffte, die FUNDUS-Bücher könnten Bewusstsein schärfen und systemkritisches Handeln in Gang setzen, sei dahingestellt. Sicher aber teilte er die Zuversicht vieler Intellektueller, verfügbares Wissen untergrabe sukzessive die Aporien des Ideologischen. Der Zweifel am kapitalistischen System und die Überzeugung, dass dieses nach zwei Weltkriegen und der Nazizeit historisch am Ende sei, trieb ihn zur Entfaltung seines verlegerischen Projektes, dass er vier Jahrzehnte lang mit Leidenschaft betrieb.

Als 24-Jähriger bewarb Frommhold sich 1952 beim Verlag der Kunst Dresden, wurde Lektor, Cheflektor und schließlich Verleger. Sein Plädoyer für eine universelle geistige und visuelle Kultur blendete nicht nur den nationalen Fokus aus, es nahm schlicht den ästhetischen Traditionalismus nicht zur Kenntnis, der die kunstpropagandistischen Medien beherrschte. Frommhold wollte die Welt als etwas Unabgeschlossenes sehen, als ein offenes Feld des Gedanklichen und Sinnlichen. Der Impuls für FUNDUS rührte auch aus seinem ethischen Verlangen, die kreativen Potenziale der eigenen Geschichte nicht dem Pragmatismus der Politik zu opfern.

In den 1970er-Jahren fielen schließlich auch in der DDR einige Tabus. Die Politik arbeitete an einem modernen Image des sozialistischen deutschen Staates – das Image eines souveränen und selbstbewussten Landes, das sich im ideologischen Wettkampf mit dem anderen Deutschland zu behaupten wusste. Das eröffnete Denkräume für eine Re-Vision der aufklärerischen Kultur der Moderne des 20. Jahrhunderts. Für Frommhold waren die existenziellen Konflikte ausgestanden. FUNDUS blieb eine solide Publikationsreihe mit kulturhistorischen Epochenbildern, mit Künstler*innendokumenten, mit Texten zur Kulturtheorie, zur Architektur und zum Städtebau.

GEISTIGES ERBE UND HERAUSFORDERUNGEN EINER NEUEN GEGENWART

Mit dem Fall der Mauer ging das Pokerspiel der Treuhandanstalt um die verbliebenen Ressourcen der ehemaligen DDR los. So auch um das Lebenswerk von Frommhold – 1992 verließ er den Verlag. Dieser wurde im Anschluss vom Wissenschaftsverlag Gordon & Breach gekauft. Gerti Fietzek und Michael Glasmeier gaben der Reihe ein neues Gewand und verlegten FUNDUS bis zur Übernahme durch den deutsch-jüdischen Verlag Philo im Jahr 2001. Das Debüt dieser Postwende-Ära war ein vermeintlich „alter“ Titel, der bis dahin nicht in deutscher Sprache erschienen war: Marshall McLuhans Die magischen Kanäle – Understanding Media schloss an viele drägende Fragestellungen der neuen Gegenwart der wiedervereinten und im Medienwandel befindlichen BRD an.

Im Januar 2008 gründete der Hamburger Unternehmer und Kunstsammler Harald Falckenberg Philo Fine Arts und ermöglichte auf diese Weise das Fortbestehen der FUNDUS-Reihe bis 2023. Geisteswissenschaftler*innen wie Ernst H. Gombrich, Clement Greenberg, Rosa Luxemburg, Bazon Brock und Peter Weibel, aber auch Künstler *innen wie Jeff Wall, Almut Linde und Jasper Johns und Persönlichkeiten des Kulturbetriebs wie Tom Holert, Isabelle Graw, Diedrich Diederichsen und Harald Szeemann veröffentlichten in über 60 Jahren ihre Themen und Schriften.

Seit dem Frühjahr 2024 sind alle verfügbaren Titel der Buchreihe im nationalen wie internationalen Buchhandel wieder vollumfänglich erhältlich samt geplanter Neuauflagen und Neuerscheinungen im Imprint von DISTANZ. Der Kern der Reihe – Gedanken und Theorien fundiert auszuformulieren – wird bleiben und viele neue Autor*innen und Bücher zu Fragen der Gegenwart, Ästhetik und Kultur hinzukommen.

VOLLSTÄNDIGE FUNDUS-TITELLISTE SEIT 1959 (PDF)