Georg Imdahl
Ausbeute
Santiago Sierra und die Historizität der zeitgenössischen Kunst
BAND 221
-
EditorHarald Falckenberg, Peter Weibel
-
SpracheDeutsch
-
Format10,5 × 16,5 cm
-
Eigenschaften252 Seiten, 39 s/w-Abbildungen, Hardcover mit Leseband
-
ISBN978-3-86572-698-8
-
Preis22,00 €
Plakativ? Erkenntnisgewinne über ein umstrittenes Œuvre
Kaum ein anderes Œuvre in der zeitgenössischen Kunst stellt Ausbeutung konsequenter als das zentrale Motiv dar, wie jenes von Santiago Sierra (geb. 1966 in Madrid). Georg Imdahl untersucht das Leitmotiv in seiner doppelten Ausrichtung: als künstlerische Kritik an der ökonomischen Ausbeutung im Billiglohnsektor sowie als Praxis der Appropriation von Schlüsselwerken seit den 1960er-Jahren. Als zeitgenössisch erweist sich Sierras Arbeit in der kontinuierlichen Reflexion ökonomischer, politischer, ethischer und ästhetischer Zusammenhänge wie auch in der konsequenten Rückkopplung des eigenen Ansatzes mit ebenjener Inkubationsphase der zeitgenössischen Kunst in den 1960er-Jahren. Vor diesem Hintergrund erörtert Imdahls Essay anhand ausgewählter Werkbeispiele und Werkvergleiche Funktion und Ertrag von Referenzen in einem Œuvre, das heute bereits als Klassiker einer konfliktuell sich verstehenden Kunst gelten kann. Dargelegt werden Sierras Bezugnahmen auf die Minimal und die Conceptual Art, auf die Performancekunst und Formen der Partizipation. Der Kontroverse um Sierras Intervention 245 Kubikmeter in der ehemaligen Synagoge in Stommeln in Pulheim bei Köln aus dem Jahr 2006 widmet die Untersuchung ein eigenes Kapitel.
Georg Imdahl (geb. 1961 in Münster) ist Kunstkritiker und schreibt seit den frühen 1990er-Jahren für verschiedene Tageszeitungen, vorwiegend für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, über zeitgenössische Kunst. Er promovierte 1995 zum Frühwerk Heideggers und nahm danach zahlreiche Lehraufträge für zeitgenössische Kunst und Kunstkritik an unterschiedlichen Hochschulen in Deutschland wahr. Seit 2011 hat er die Professur für Kunst und Öffentlichkeit an der Kunstakademie Münster inne.
PRESSESTIMMEN
„Santiago Sierra erhitzt die Gemüter: Mal veranlasste er Männer dazu, vor der Kamera zu masturbieren, mal bezahlte er afrikanische Einwanderer dafür, dass sie nahe Cádiz 3.000 Gräber aushoben, mal durften Museumsbesucher sich über Stunden in eine Black Box sperren lassen. Auf den ersten Blick wirken Sierras Arbeiten plakativ, banal, manchmal geschmacklos. Georg Imdahl, Professor an der Kunstakademie Münster und Autor dieser Zeitung, hat dem Skandalkünstler einen kenntnisreichen Essay gewidmet. Überzeugend erläutert Imdahl, worin die Qualität vieler Sierra-Arbeiten liegt.“ – Katharina Rudolph, FAZ