Hans Ulrich Reck

Spiel Form Künste
Zu einer Kunstgeschichte des Improvisierens
BAND 197

Was kann der Zufall?


Anerkennung bekommt heute als Künstler*in, wer musikalisch virtuos, bildnerisch hermetisch, fragmentarisch und unbeholfen, konzeptuell jedenfalls strikt fern aller Rezepte sich behaupten kann. Es scheint sich das improvisatorische Paradox zu einer neuen Doktrin des „freien Kunstschaffens“ verfestigt zu haben. Kreativität, Komplexitätssensitivität, emotionale Intelligenz, das Management von Nichtwissen – und nicht zuletzt (die Kunst der) Improvisation sind Begrifflichkeiten und Semantiken, die Hochkonjunktur erfahren und in Krisenzeiten Zukunftsoffenheit offerieren.

Vor diesem diskursiven Hintergrund entfaltet Hans Ulrich Reck in sieben kunst-, theorie- und gesellschaftshistorischen Rahmungen – u. a. zu Serge Brignoni, Gordon Matta-Clark, Henri Michaux, zum surrealistischen Film, zur Improvisation in Musik und Technik und zur europäischen Künstler*innenausbildung – die sich verzweigenden Konfigurationen der Improvisation und des Zufälligen. Vermieden wird eine mythisch-begriffliche Kategorisierung ebenso wie eine instrumentell-begriffliche Indienstnahme des Improvisierens, der es einzig um eine Fortsetzung des Gewohnten mit anderen, ungewohnten Mitteln geht.

Hans Ulrich Reck (geb. 1953) ist Kunsthistoriker, Philosoph, Kurator und Publizist. Er war von 1995 bis 2019 Professor für Kunstgeschichte im medialen Kontext an der Kunsthochschule für Medien in Köln, von 2014 bis 2020 zudem Rektor der Hochschule. Reck veröffentlichte bis heute zahlreiche Publikationen in den Bereichen Ästhetik, Kunstgeschichte, Gegenwartskunst, Medien- und Bildphilosophie.

Bernd Ternes (geb. 1964) ist Soziologe und Dozent am Institut für Soziologie der FU Berlin. Buchpublikationen sind u. a. Soziologische Marginalien 1–6 (1999–2009), Exzentrische Paradoxie (2003), Technogene Nähe 1 (2007), Karl Marx (2008).

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