Peter Geimer
Derrida ist nicht zu Hause
Begegnungen mit Abwesenden
BAND 205
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EditorHarald Falckenberg, Nicola Torke
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SpracheDeutsch
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Format10,5 × 16,5 cm
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Eigenschaften256 Seiten, 27 s/w-Abbildungen, Hardcover mit Leseband
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ISBN978-3-86572-673-5
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Preis22,00 €
Kleine Geschichten, treffende Porträts: Einstein, Proust, Derrida und Co.
Was eigentlich sehen bildungsbeflissene Urlauber*innen, wenn sie bei der Besichtigung von Albert Einsteins Berner Arbeitszimmer belehrt werden, genau hier sei die Spezielle Relativitätstheorie entwickelt worden? Und was die begeisterten Leser*innen, die eine angeblich von Marcel Proust zerbrochene Vase betrachten oder im Kommentar der Werkausgabe die Rezepte für die im Roman zubereiteten Gerichte nachschlagen? Warum sträubte sich Martin Heidegger fast zehn Jahre lang, eine Kreuzfahrt nach Griechenland zu unternehmen (ein Geschenk seiner Frau Elfriede)? Und warum vertiefen sich die Leser*innen einer Sondernummer über die „Dekonstruktion der Philosophie“ in ein Foto, das nicht Jacques Derrida, sondern seine Pfeifensammlung zeigt? Ist der Herr, der zufällig neben Derrida saß, als dieser in einem der Cafés von Montparnasse porträtiert wurde, jetzt Teil der Philosophiegeschichte?
„Reliquien, Reste, Zeugs“ bezeichnet der renommierte Kunsthistoriker Peter Geimer neben seinen Abhandlungen zur Wissenschafts- und Bildgeschichte als Schwerpunkte seiner Forschung. Die vorgelegte Porträtsammlung entspinnt sich in einem kunstvoll gewobenen Netz aus wechselseitigen Bezügen zwischen realen Orten, rätselhaften Gegenständen und historischen Persönlichkeiten. So offenbart sich die Faszination intellektueller Stars als Phänomen und zugleich Paradoxon: Denn Star ist nur, wer noch da gesucht wird, wo er längst nicht mehr ist. Peter Geimers Begegnungen mit Abwesenden sind eindrückliche Porträts, u. a. von William Turner, Martin Heidegger, Marcel Proust – und natürlich Jacques Derrida.
Mit einem Nachwort von Marcel Beyer.
Peter Geimer (geb. 1965 in Kettwig, Deutschland) ist Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin, seit 2012 Ko-Sprecher der DFG-Kolleg-Forschergruppe „BildEvidenz. Geschichte und Ästhetik“. 2022 übernahm er die Direktion des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Theorie und Geschichte der Fotografie, die visuelle Repräsentation von Geschichte, die „Kunst- und Kulturgeschichte des Dings (Reliquien, Reste, Zeugs)“ und Wissenschaftsgeschichte.
Ein weiterer Titel von Peter Geimer in der Reihe: Bilder aus Versehen. Eine Geschichte fotografischer Erscheinungen (FUNDUS 178, 2010)
Marcel Beyer (geb. 1965 in Tailfingen, Deutschland) schreibt Romane (u. a. Flughunde, 1995; Kaltenburg, 2008), Gedichte (u. a. Erdkunde, 2002; Dämonenräumdienst, 2020), Erzählungen und Essays (zuletzt Die tonlosen Stimmen beim Anblick der Toten auf den Straßen von Butscha, 2022) sowie Libretti für die Komponisten Enno Poppe und Manos Tsangaris.