DISTANZ

Rainer Elstermann

Gardens of Now (Gärten der Gegenwart)

Betörende Gärten als Comeback der wilden Natur


Die ursprünglich „wilde“ Natur wurde vom Menschen seit jeher als allgegenwärtig, üppig, nährend, aber auch als unberechenbar und bedrohlich empfunden. Der offenkundige Trugschluss des feindlichen Wilden mündete in die Ausrufung einer 2. Natur, die erstmals im 5. Jahrhundert v. Chr. als philosophischer Begriff im antiken Griechenland auftauchte. Sicherten diese ummauerten, isolierten (Nutz)räume einerseits das menschliche Überleben durch Ackerbau, andererseits Kontemplation durch die Erschaffung von romantischen Parkanlagen des Barock, so erzeugte ihre Dominanz in den gebauten, urbanen Landschaften der Industrialisierung eine Entfremdung von der Natur. Als Reaktion auf den schmerzlichen Verlust einer vom Menschen unberührten Natur verschrieb sich die Gartenkultur der Postmoderne dem Hüten von Pflanzensammlungen. Prärien, Steppen, alpine Bepflanzungen sind weitgehend aus der Natur verschwunden. In heutigen Gärten und Parks werden sie wiedererschaffen – das Zeitalter der 3. Natur ist durch dieses Comeback des Ursprünglichen, Rohen und Wilden geprägt.

Rainer Elstermann (geb. 1965 in Berlin, lebt und arbeitet in der Uckermark und Berlin) ist Landschaftsarchitekt, Fotograf und Kolumnist. In den von ihm geschaffenen Gärten beschäftigt er sich mit philosophischen Betrachtungen zur Natur. Er entwirft und inszeniert Landschaften, die den Menschen in ihrer Sehnsucht nach Entschleunigung ein Stück Ursprünglichkeit zurückgeben. In seinem Buch Gardens of Now (Gärten der Gegenwart) zeigt er anhand von realisierten Projekten betörende zeitgenössische Gärten begleitet von kulturwissenschaftlich-philosophischen Essays sowie von ihm eigens geschaffenen fotografischen Arbeiten zur Botanik und Pflanzenkultur des 21. Jahrhunderts.

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