Sung Tieu

Without Full Disclosure
Museum für Gegenwartskunst Siegen

Verdrängte Geschichten


Sung Tieu (geb. 1987 in Hải Dương, Vietnam; lebt und arbeitet in Berlin) gehört zu den spannendsten Stimmen ihrer Generation. Im Alter von fünf Jahren folgte sie ihrem Vater, der seit den späten 1980er-Jahren als Vertragsarbeiter in der DDR arbeitete, in das wiedervereinigte Deutschland. Ausgehend von ihrer persönlichen Migrationserfahrung reflektiert Sung Tieu die ideologischen, ökonomischen und sozialpolitischen Strukturen, die unser gesellschaftliches Zusammenleben bestimmen. Ihr Augenmerk liegt dabei auf den kritischen Infrastrukturen, die darüber entscheiden, wer und was Sichtbarkeit erlangt. Mittels wechselnder Medien, darunter Installation, Skulptur, Fotografie, Zeichnung, Text und Sound, und durch Fund- und Erinnerungsstücke schafft die Künstlerin minimalistische Environments.

Im Rahmen der Verleihung des 9. Förderpreises zum Rubenspreis entwickelte Sung Tieu das experimentelle Buchprojekt Without Full Disclosure zum Thema Fracking (Hydraulic Fracturing), einer umstrittenen Methode zur Gewinnung von Erdöl und Erdgas. Aus Millionen von Datenbankeinträgen von FracFocus, einer US-amerikanischen Plattform für Fracking-Operationen, analysiert Tieu zusammen mit dem Datenanalysten Gary Allison die chemischen Komponenten auf ihr Gefährdungspotenzial hin. Ihre Auseinandersetzung mit den fragwürdigen Methoden und Standorten sowie der undurchsichtigen öffentlichen Kommunikation in den USA hat sie um aktuelle Recherchen zu potenziellen Fracking-Standorten in Deutschland erweitert. Entstanden sind über 600 Fotografien, die sie in dem mehr als 1000 Seiten umfassenden Künstlerinbuch mit den Daten kombiniert, um auf die nicht abschätzbaren ökologischen wie gesundheitlichen Folgen des umstrittenen Verfahrens hinzuweisen.

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