The Collective Eye

Im Gespräch mit Elmgreen & Dragset – Überlegungen zur kollektiven Praxis

„Jeder Künstler, der behauptet, er mache alles allein, lügt.“


Michael Elmgreen (geb. 1961 in Kopenhagen, Dänemark, lebt und arbeitet in Berlin) und Ingar Dragset (geb. 1969 in Trondheim, Norwegen, lebt und arbeitet ebenda) schaffen seit 1995 als Künstlerduo an der Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur provokante und zugleich humorvolle Inszenierungen. In ihren raumgreifenden Installationen wie den auf der 53. Biennale di Venezia und international ausgestellten und gesammelten Skulpturen gehen sie Fragen von Identität und Zugehörigkeit nach. Teil ihres künstlerischen Werkzeugs ist dabei die radikale Rekontextualisierung: Mit der Übertragung von Räumen in andere funktionale Zusammenhänge oder mithilfe von architektonischen Interventionen werden alte Zuschreibungen eines Ortes transzendiert und umgedeutet. Zu ihren bekanntesten Werken gehören Prada Marfa (2005), eine Nachbildung einer Prada-Boutique in Originalgröße inmitten der texanischen Wüste, Short Cut (2003), ein Auto und ein Wohnwagen, die den Boden der Mailänder Galleria Vittorio Emanuele II durchbrechen, und Van Gogh’s Ear (2016), ein fast 10 Meter in die Höhe aufgestellter Pool vor dem Rockefeller Center in New York.

Im Gespräch mit The Collective Eye diskutieren Elmgreen & Dragset die romantische Überhöhung künstlerischen Schaffens, plädieren für ein ehrliches Bekenntnis von Künstler*innen zum kollaborativen Arbeiten und hinterfragen den Mythos vom Künstler*innen-Genie. Elmgreen & Dragset legen den eigenen Arbeitsprozess offen und geben einen Einblick in das Schaffen der letzten zwei Jahrzehnte in Kollaboration mit ihrem Studio – oder liebevoll genannten „Familienmitglieder“.

ÜBER DIE REIHE

Heute aktualisieren vor allem die Auswirkungen einer digital vernetzten und globalisierten Welt die Voraussetzungen und Nuancen der Vergemeinschaftung und gemeinsamen Tätigkeit als Kollektiv. Dennoch bildet der Kult der/des genuin allein schaffenden Künstlers*in den Status quo. Andere Disziplinen scheinen dieses Problem längst überwunden zu haben. Und je nach sozialer Prägung und kultureller Identität variieren die Modelle des Kunstmachens stark. Die ersten drei Bände der Reihe besprechen Praktiken kollektiven Handelns mit dem Künstlerduo Elmgreen & Dragset, dem ursprünglich als Lesegruppe gegründeten Kollektiv Slavs and Tatars sowie dem Theaterregisseur Roberto Ciulli. Sie sollen eine Annäherung an ein Thema sein, dessen wissenschaftliche Aufarbeitung noch in den Kinderschuhen steckt.

In den Warenkorb ...
Weitere Bücher